Wir verwenden Cookies, um Ihnen die Inhalte und Funktionen der Website bestmöglich anzubieten. Dazu verarbeiten wir Ihre Daten, wenn Sie „Allen zustimmen“ anwählen, mit Ihrer Einwilligung gem. Art. 49 Abs. 1 DSGVO auch außerhalb der EU, zum Beispiel in den USA. Bitte informieren Sie sich dazu in unserer Datenschutzerklärung und in den Cookie-Einstellungen.
+
Antikristo - die traditionelle griechische Grillart Foto: Nico Unrath
Ausgeflogen.
An einem Ort arbeiten wo andere Urlaub machen. Diesen Wunsch erfüllen sich Lilli Maria Goetz (20) aus Lübbenau und Nico Unrath (19) aus Luckau im Rahmen ihrer Ausbildung auf Schloss Lübbenau. Die Auszubildende zur Fachfrau für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie und der Koch-Azubi – beide aktuell im dritten Lehrjahr – haben sich für eine Passion entschieden: den Gästen einen unvergesslichen Aufenthalt bereiten und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Dass ihnen das nicht nur im Spreewald, sondern auch anderswo auf der Welt gelingt, konnten sie Anfang des Jahres unter Beweis stellen. Vom 5. Januar bis 2. Februar hatten sie Gelegenheit, bei einem Auslandspraktikum auf Kreta in Heraklion Arbeitsluft zu schnuppern.
Auf die Idee für das Auslandspraktikum brachte die beiden ihre Berufsschullehrerin. Gemeinsam mit dem Oberstufenzentrum Sedlitz und der IHK wurden bereits im Sommer letzten Jahres die Vorbereitungen getroffen, Formulare und Anträge ausgefüllt, anschließend Bewerbungen geschrieben. Nach der Zusage ging es für die Schlossgeister sowie zwei weitere Mitstreiter ihres Ausbildungsjahrgangs aus der Region auf die größte griechische Insel. Untergebracht waren die Abzubildenden in einem Apartmenthaus in Ammoudara, einem Stadtviertel von Heraklion. Alle wurden herzlich empfangen und von Beginn an gut integriert. Nur mit den Namen gab es bei den Griechen kleine Anpassungen in der Aussprache: „Nico wurde kurzerhand Nicos getauft und ich mit Lele angesprochen“, so Lilli Maria Goertz. Sie absolvierte ihr Praktikum im „Ladókolla“ – einem familiengeführten Fischrestaurant, das vorrangig Fisch, Oktopus, Garnelen und Muscheln serviert. Vom Besteck polieren über Weinservice und Übersetzung der Speisekarte bis hin zum Service an den Tischen war ihr Aufgabenspektrum breit gefächert. Die Verständigung mit den Kollegen und den Gästen erfolgte auf Englisch. Was zu interessanten Begegnungen führte: „An einem Tisch saßen Touristen, die mich auf Englisch nach den Sehenswürdigkeiten fragten. Ich entgegnete, dass ich leider noch nicht so viel dazu sagen kann, da ich ein Auslandpraktikum mache und nur kurze Zeit hier bin. Daraufhin sprachen die Gäste deutsch weiter. Sie waren aus Berlin und besuchen regelmäßig Lübbenau und kannten auch Schloss Lübbenau – so klein ist die Welt. Da habe ich mich super gefreut“, erzählt Lilli.
Nico Unrath verbrachte seine Praktikumszeit im „Petousis“, einem familiengeführten 4-Sterne-Hotel und Restaurant – mit 635 Plätzen eines der größtes à la carte Restaurants europaweit und zudem eines der ältesten Restaurants der Insel. Auch hier lief die Verständigung auf Englisch ab, mit dem Chef sogar auf Deutsch. Der Koch-Azubi konnte sich voll und ganz in die Küchenabläufe mit einbringen: Gemüse schneiden, Risotto und Carbonara zubereiten, grillen – meist Lammkotelett, Beef, Schweinekotelett – und gemeinsam mit dem Chef Soße kochen. „Ein ganz besonderes Erlebnis war für mich ‚Antikristo‘ – am offenen Feuer gebratenes Lamm – eine traditionelle Art des Grillens. Das Feuer befindet sich in der Mitte, außen herum ein Metallgestell mit den Lammstücken, die ganz langsam gegart werden. Wirklich toll anzusehen und lecker. Das Essen insgesamt ist qualitativ sehr hochwertig und trotzdem vergleichsweise preiswert, das hat mich schon überrascht“, erzählt Nico. Überrascht waren die beiden auch davon, wie das Essen an sich bei den Griechen zelebriert wird. „Sie lassen sich viel mehr Zeit als wir es aus Deutschland gewohnt sind. Serviert werden große Salate und Platten, es wird geplaudert, gegessen, getrunken, wieder gegessen und so weiter. Alles wirklich ganz in Ruhe und entspannt“, sagt Lilli.
Ihre Freizeit nutzen die Schlossgeister, um auch selbst mal essen zu gehen, für Erkundungen und Ausflüge. „Besonders die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft der Griechen wird uns in Erinnerung bleiben. Ich habe so viel mitgenommen, bin sprachlich viel sicherer und selbstbewusster geworden“, so Lilli. „Insgesamt war es wirklich ein tolles Erlebnis, das wir jedem, der die Möglichkeit hat, nur empfehlen können. Es hat unglaublichen Spaß gemacht“, ergänzt Nico. Die beiden Schlossgeister haben mit ihren Chefs und Kollegen tolle Menschen kennengelernt, mit denen sie auch nach dem Praktikum in Kontakt stehen werden. „Mein Chef hat sich mit den Worten verabschiedet ‚Danke für die schöne Zeit, du wirst ein guter Koch. Vielleicht können wir wieder zusammenarbeiten.‘ Das fand ich sehr rührend“, so Nico. Die griechischen Chefs der beiden haben übrigens versprochen, auf einen Besuch nach Lübbenau ins Schloss zu kommen – ein Wiedersehen ist also fest eingeplant. Wieder in der Heimat angekommen, müssen sich die Schlossgeister-Azubis nun auf die letzte Etappe ihrer Ausbildung und die Abschlussprüfungen vorbereiten. Wenn alles wie geplant läuft, sind sie im Juni frisch gebackene Facharbeiter.